Auf der Station Karolinenfeld werden Versuche zur wasserregulierten landwirtschaftlichen Nutzung auf Moorböden angelegt. Dieser neuartige Ansatz zielt darauf ab, Anbauverfahren und innovative Techniken zu entwickeln, die eine moorschonende landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen.
Auftaktveranstaltung zur Eröffnung des Peatland Science Centre
Es ist zu sehen, dass aus dem KG-Rohr Grundwasser ausströmt. Gegenüber der ursprünglichen Lage des Auslaufs (im Bild nicht zu sehen, da unter Wasser) konnte somit ein Anstau von gut 60 cm erreicht werden. Die entwässerten Flächen, insgesamt 5,5 ha, sind aktuell mit einer Kurzumtriebsplantage bewachsen, deren Rodung im kommenden Winterhalbjahr ansteht. Sollte der Wasserstand bei der Rodung zu hoch sein, wird das Rohr einfach flacher angestellt. Als Folge sinkt der Wasserstand und die Befahrbarkeit ist wieder hergestellt.
Die hier vorgestellte Maßnahme ist sehr kostengünstig und überall da, wo Drainagen frei in die Vorflut ableiten, leicht herzustellen. Allerdings ist die Mannschaft in Karolinenfeld noch etwas vorsichtig hinsichtlich der Stabilität des Systems. So besteht die Gefahr, dass sich bei ständig hohem Wasserdruck am Verschluss des Sammlers, also am Übergang Sammler zu KG-Rohr, das Sickerwasser neue Wege sucht und das Drainagesystem ausgespült wird. Sollte es sich allerdings bewähren und über die Zeit stabil arbeiten, wäre dies eine simple Methode zur regelbaren Anhebung des Wasserstandes. Zudem ist geplant, den Erfolg der Maßnahme über den Einbau von Grundwasserpegeln zu überprüfen.
Besuchergruppe bei Exkursion
Rund 45 Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet informierten sich im Rahmen einer Exkursion aus erster Hand über die Aktivitäten auf der Station. Die Teilnehmer kamen dabei aus ganz unterschiedlichen Disziplinen: das Spektrum reichte von Wissenschaftlern und Vertretern der Verwaltung über Umweltschutzverbände, Landschaftspflegeverbände bis hin zu praktizierenden Landwirten. Alle im Moorbewi-Projekt beteiligten Arbeitsgruppen (BaySG, LfL, HSWT, ARGE Donaumoos, Donaumooszweckverband) konnten ihre Aktivitäten präsentierten. Neben der Vorstellung der wasserbaulichen Maßnahmen (einfache Einstaumaßnahmen frei auslaufender Drainagen, regelbares Messwehr, geregelter Wassereinstau über Pump- und Anstauschacht) wurden auch Parzellenversuche mit nässeverträglichen Grünlandmischungen und Paludikultuen besichtigt. Zusätzlich fand eine Demonstration der Messung der Treibhausgasemission statt. In einer kleinen Technikausstellung wurden Geräte zur moorverträglichen Bewirtschaftung vorgestellt. Zum Abschluss gab es einen Ausblick auf stoffliche Verwertungsmöglichkeiten. Gerade der Aspekt der dauerhaften Kohlenstoffsequestrierung in Bau- und Dämmstoffen in Kombination mit der Minderung des Torfabbaus durch die moorschonende Bewirtschaftung wurde in den Diskussionen immer wieder hervorgehoben. Hier sehen die Beteiligten den großen Hebel zur Senkung der Treibhausgasemissionen.
Entsprechend der breit gefächerten Interessenlage der Besucher fand ein reger und intensiver Meinungsaustausch statt. Die Projektmitarbeiter des "Moorbewi" konnten detailliert und kompetent ihre jeweilige Arbeitsweise, Probleme und Lösungsansätze darstellen. Die Exkursionsteilnehmer zeigten sich beeindruckt von der Kompetenz und Motivation der Arbeitsgruppe.
Energiesparfestival Synergie Kolbermoor
Gruppenfoto
Betriebsfläche | 166 ha |
Landwirtschaftliche Nutzfläche | 151 ha |
davon Dauergrünland davon Kurzumtriebsplantage (KUP) | 120 ha 10 ha |
Naturwald | 20 ha |
Hofstelle, Wege, Ödland | 12 ha |
Pflanzliche Erzeugung
Die Schonung unserer Moore kann die Emission von Treibhausgasen senken. Damit auch landwirtschaftlich genutzte Moore hier einen Beitrag leisten, sind umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu leisten.
Moorböden haben ein hohes Klimaschutzpotential, Moorschutz und Moorschonung können einen großen Beitrag zur Minderung der Treibhausgasemissionen leisten. In Bayern entfällt fast ein Viertel der gesamten, durch die Landwirtschaft verursachten Treibhausgasemissionen auf Moorböden, obwohl sie nur rd. vier Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Bayerns umfassen. Das dieser verschwindend geringe Anteil eine so enorme Klimawirkung hat, liegt an der Absenkung des Grundwasserspiegels. In trockengelegten Mooren baut sich die über Jahrtausende angesammelte organische Substanz rasant ab; ein Vorgang, bei dem große Mengen Treibhausgase freigesetzt werden. Wenn es gelingt, diesen Prozess zu verlangsamen oder gar zu stoppen, sind große Einsparungen möglich.
Bislang war Moorschutz an Wiedervernässung und die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung geknüpft, ein Ansatz, der sich nur begrenzt umsetzen lässt. Um Lösungsansätze für diese unbefriedigende Situation zu erarbeiten und den Moorschutz in der Fläche voranzutreiben, beschreitet das Staatsgut Karolinenfeld völlig neue Wege. Auf der Station werden moorschonende Verfahren der Bewirtschaftung unter Beibehaltung der landwirtschaftlichen Nutzung geprüft, bewertet und der Praxis vorgestellt. Karolinenfeld wird damit zum Vorreiter für weitere Betriebe, die auch Moore bewirtschaften. Die hier entwickelten Empfehlungen sollen Wege zum konfliktfreien Miteinander von landwirtschaftlicher Nutzung, Wertschöpfung und Moorschonung aufzeigen und so dem großflächigem Moorschutz und Klimaschutz Vorschub leisten. Dazu startet ab 2021 ein breit angelegtes Forschungsprojekt unter der Leitung des IAB der LfL, finanziert vom StMELF aus Mitteln der Bayerischen Klimaoffensive.
Als weitere Partner sind die HSWT, die ARGE Donaumoos und der Donaumooszweckverband K.d.ö.R. beteiligt. In Karolinenfeld werden bei möglichst hohem Grundwasserstand unterschiedliche Nutzungen geprüft, das Spektrum reicht dabei von feuchtetoleranten Grünlandmischungen mit abgestufter Intensität bis hin zu Paludikulturen. Darunter ist der Anbau von Seggen, Rohrkolben oder anderen feuchteliebenden Pflanzen zu verstehen, die als Energieträger oder neuartige Werkstoffe dienen. Für die beteiligten Wissenschaftler der LfL und der HSWT ergeben sich in Karolinenfeld viele Forschungsfragen und Aufgaben. Diese reichen von der Bearbeitung der wasserbaulichen und -rechtlichen Voraussetzungen über die Entwicklung angepasster Verfahrensketten und Verwertungsmöglichkeiten bis hin zum Transfer der Ergebnisse in die Praxis. In diesem Umfeld steht die Station den Forschern und Wissenschaftlern als Plattform für Untersuchungen zur moorschonenden Landbewirtschaftung zur Verfügung.
Die Station ist für die Umstellung gerüstet. So wurden in der Vergangenheit den Forschern der LfL, der HSWT und der LWF bereits Flächen zur Verfügung gestellt, um beispielsweise Fragen zur KUP-Nutzung auf Moorböden zu bearbeiten oder die Ertragsfähigkeit spezieller Grünlandmischungen zu erfassen.
Umfangreiche Kartierungen des Moorkörpers, Gaswechselmessungen, Niveaumessungen und weitere Untersuchungen haben bereits stattgefunden bzw. sind als Messprogramme etabliert. In 2020 wurde mit Mitteln der LfL ein Stauschacht eingebaut, mit dem sich der Wasserstand auf rund zwei Hektar Grünland regulieren lässt. Der Grundwasserstand wird dabei möglichst hoch eingestellt und nur zur Beerntung kurzzeitig abgesenkt, um die Befahrbarkeit zu ermöglichen. In Vorbereitung für das Projekt wurden außerdem weitere rd. 9 ha mit verschiedenen Grünlandmischungen in einem randomisierten Versuchsplan eingesät, auch auf diesen Flächen wird ein System zur Regulation des Grundwasserstandes eingebaut. Beginnend mit der Vegetation 2021 können hier Nutzungsintensitäten und Verfahrensketten auf Feuchtgrünland geprüft werden. Sämtliche Betriebsfläche, auch außerhalb der Kernversuchsflächen, werden in Grünland umgewandelt. Der Pflugverzicht stellt einen ersten Schritt zur ganzflächigen Moorschonung dar, zudem dienen diese neu angesäten Flächen als Vorrat und Puffer für künftige Versuche auf Moorgrünland.
Der Betriebsleiter, Herr Deutinger, und seine Mannschaft, stehen bereit, die Projektmitarbeiter mit Rat und Tat zu unterstützen. Den Umstellungsprozess hat Herr Deutinger mit der Aufgabe des Ackerbaus bereits eingeläutet, die Büroräume erwarten ihre neuen Bewohner, Arbeitsräume und weitere für die Durchführung des Projektes nötige Infrastruktur werden nach und nach aufgebaut. Damit sind die Weichen für die Neuausrichtung der Versuchsstation Karolinenfeld auf die Zukunftsthemen Moorschutz und Klimaschutz gestellt.
Versuchsstation Karolinenfeld
Theodor-Mayer-Weg 25
83059 Kolbermoor
Tel.: 089 6933442-500
E-Mail: Karolinenfeld@baysg.bayern.de