Was ist Gülle? – emissionsmindernde Böden

Das Wort „Gülle“ stammt ursprünglich aus dem Niederdeutschen und bedeutete so viel wie „Pfütze, Lache“. Erst deutlich später bekam „Gülle“ die Bedeutung, die das Wort bis heute hat, nämlich eine Mischung aus dem Kot und dem Harn von landwirtschaftlichen Nutztieren wie z.B. Schwein und Rind. Darüber hinaus gibt es noch weitere organische Düngerformen, wie z.B. Jauche oder Mist, die je nach der Haltungsform der Tiere entstehen. Sie sind kein Abfall, sondern ein natürliches, organisches Düngemittel.
Mist ist fest und besteht aus Urin, Kot und aus dem Bindemittel Stroh. Sickersäfte aus einem Misthaufen bezeichnet man als Jauche. Sie besteht hauptsächlich aus Urin und dem eingetragenen Regenwasser, da ein Misthaufen meist unter freiem Himmel gelagert wird.
Betrachtet man die Thematik etwas genauer, so stellt man fest, dass es bei der Weidehaltung von Rindern keine Gülle gibt. Denn Rinder harnen ausschließlich im Stehen, während das Koten meist im Gehen, aber auch im Stehen passieren kann. Ein Rind kann und wird aber nie parallel koten und harnen. Ein Blick auf den „Goldstandard Natur“ rentiert sich für einen zukunftsorientierten Rinderhalter also immer!
Deshalb gilt es gerade bei der Stallhaltung der Rinder zu bedenken, dass der Harnstoff aus Harn mithilfe von Bakterien aus dem Kot zu Ammoniak und Kohlendioxid zersetzt wird.
Ammoniak ist eine gasförmige Verbindung des Stickstoffs. Freigesetztes Ammoniak breitet sich in der Luft aus, reagiert mit anderen Luftschadstoffen und bildet Feinstaub.

Aus diesem Grund sind alle Rinderhalter aktuell aufgefordert, sich mit Stallböden bzw. Bodenbelägen zu beschäftigen, die eine emissionsmindernde Wirkung aufweisen, weil sie den Harn rasch ableiten, um lange Kontaktzeiten zwischen Kot und Harn zu vermeiden. Die Technische Umsetzung von Böden, die eine schnelle Kot- und Harntrennung bewirken, kann dabei ganz unterschiedlich aussehen.

  • Perforierter Boden mit Profil, reduzierter Schlitzanteil und Dichtungsklappen
  • Perforierter Boden mit Profil und Dichtungsklappen
  • Gummiauflage mit reduziertem Schlitzanteil für perforierten Boden
  • Gummiauflage mit konvexer Wölbung für perforierten Boden
  • Planbefestigter Boden mit Gefälle und Harnsammelrinne
  • Planbefestigter Boden mit Profil

Laufgang in einem Kuhstall

Rillenboden im Kuhstall

Auch erhöhte Fressstände sind in diese Kategorie der Bodenbeläge einzuordnen.
Erhöhte Fressstände dienen dabei gleichzeitig dem Tierwohl und der Emissionsminderung. Die Tiere können auf den Podesten mit Trennbügeln/Fressplatzteilern ungestört durch Artgenossen oder die Entmistungstechnik fressen. Gleichzeitig verringert sich die emittierende Fläche, was dem Umweltschutz dient. Erhöhte Fressplätze können auch in zahlreichen Altbauten in Form von modularen Kunststoffblöcken nachgerüstet werden.

Für die Rinderhaltung gibt es zwar bisher noch keine Vorgaben zum verpflichtenden Einbau oder der Nachrüstung von Emissionsminderungsmaßnahmen. Dennoch sind emissionsarme Stallböden, insbesondere beim Einsatz in der Milchkuhhaltung, förderfähig. Dies ist vor allem für jene Betriebe interessant, die ihre Laufgänge sanieren müssen oder die einen neuen Stall oder eine Betriebserweiterung planen. In diesen Fällen können aufgrund der Emissionsminderung von Ammoniak mögliche Konflikte mit dem Naturschutz bei einem zu geringen Abstand zu Wald, empfindlichen Biotopen oder Schutzgebieten (vornehmlich FFH-Gebiete) entschärft und das Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Im Grundsatz sind alle förderfähigen Maßnahmen auch positiv für das Tierwohl zu bewerten, da sie durch die Emissionsminderung im Stall helfen, die Luftqualität und somit das Stallklima zu verbessern. Zudem erhöhen emissionsarme Stallböden durch ihre Oberflächengestaltung die Trittsicherheit und durch trockene Laufgänge die Euter- und Klauengesundheit der Rinder.