Im Rahmen der Bayerischen Klimaschutzoffensive und dem damit verbundenen Ziel einer klimaneutralen Bewirtschaftung der Bayerischen Staatsgüter wurde im Jahr 2025 beschlossen, den auf dem Staatsgut Almesbach eingesetzten Großtraktor Fendt 722 Vario auf den Betrieb mit kaltgepresstem Rapsöl umzurüsten.
Die Maßnahme wird durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) unter dem Förderkennzeichen E6/25/04 unterstützt.
Basierend auf den in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen mit reinen Rapsölsystemen – insbesondere im Hinblick auf Kaltstartverhalten, Ablagerungen und potenzielle Schäden am Einspritzsystem – entschied man sich erneut für ein bewährtes Zweitanksystem der Firma BayWa Wiesmühl/Tittmoning. Neben positiven Praxiserfahrungen bei vergleichbaren Projekten war insbesondere der Erhalt der Herstellergarantie sowie der vollständige Schutz des Antriebsaggregats ausschlaggebend für die Auswahl des Systems. Diese Anforderungen waren bereits Bestandteil der Leistungsbeschreibung beim Erwerb des Traktors.
Das Angebot vom 24. Februar 2025 für die Umrüstung wurde mit netto 11.000 € kalkuliert. Nach Vorlage des Angebots wurde ein Förderantrag bei Referat E6 des StMELF gestellt. Die Genehmigung erfolgte unter der Vorgabe, dass die Maßnahme im Haushaltsjahr 2025 umgesetzt wird. Die Auszahlung an die Bayerischen Staatsgüter (BaySG) erfolgt nach Einreichung der Rechnung und eines Nachweises über die vollständige Durchführung der Maßnahme.
Die Umrüstung wurde im Zeitraum vom 25. März bis 10. April 2025 durch die BayWa Wiesmühl durchgeführt. Der Schlepper wurde hierfür per Tieflader zum Betriebsgelände in Wiesmühl transportiert. Im Zuge der Umrüstung wurde im Bereich der Kraftstoffaufbereitung eine elektrisch beheizte Umschalteinheit (12 V) installiert, die über eine manuelle Steuerung im Armaturenträger des Fahrzeugs bedient wird. Weiterhin erfolgte der Einbau zweier elektrischer Kraftstoffförderpumpen sowie eines kraftstoffseitigen Wärmetauschers mit einem Fassungsvermögen von 50 Litern zur gezielten Vorwärmung des Rapsöls. Der originale Dieseltank wurde demontiert, von einer Fachfirma in ein Zwei-Kammer-Tanksystem umgebaut und anschließend wieder in den Traktor integriert – äußerlich sind keine Veränderungen erkennbar.
Der Traktor – ein Fendt 722 Vario mit wassergekühltem 6-Zylinder-Deutz-Motor, 6.057 cm³ Hubraum und 223 PS (nach ECE R120) – ist mit Allradantrieb, stufenlosem Vario-Getriebe sowie Front- und Heckkraftheber sowie Zapfwellen ausgestattet und wird für ein breites Spektrum an Arbeiten auf dem Staatsgut Almesbach eingesetzt. Das RTK-fähige automatische Lenksystem ermöglicht präzises Arbeiten, insbesondere im Bereich Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflege. Die intelligente Drehzahlregelung in Abhängigkeit von Fahrgeschwindigkeit, Zapfwellendrehzahl und Leistungsanforderung sorgt für optimale Kraftstoffnutzung und eine Entlastung des Fahrers.
Seit Abschluss der Umrüstung wird der Schlepper regulär auf dem Betrieb eingesetzt. Das Umschaltverfahren sieht vor, dass der Motor grundsätzlich mit HVO100 gestartet wird. Nach Erreichen der erforderlichen Betriebstemperatur erfolgt manuell die Umschaltung auf Rapsölbetrieb. Vor dem Abstellen des Motors wird erneut auf HVO100 zurückgeschaltet, um das Kraftstoffsystem (Leitungen, Filter, Einspritzanlage) vollständig zu spülen. Dieses Vorgehen hat sich auch bei anderen Staatsgütern bewährt und reduziert das Risiko von Ablagerungen und Kaltstartproblemen.
Ein geringfügiger Leistungsabfall durch den Rapsölbetrieb ist bekannt, wurde jedoch im Vorfeld einkalkuliert und hat bislang keine Einschränkungen im praktischen Einsatz nach sich gezogen. Der Traktor arbeitet seither störungsfrei, die Umrüstung gilt als erfolgreich abgeschlossen. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass der Motor ähnlich wie bei vergleichbaren Maschinen eine Laufzeit von über 10.000 Betriebsstunden ohne nennenswerte Reparaturen erreichen wird.
Die Umrüstung in Almesbach ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur klimafreundlichen Bewirtschaftung der bayerischen Staatsgüter. Mit der Nutzung von heimischem, kaltgepresstem Rapsöl aus nachhaltiger Erzeugung wird ein wertvoller Beitrag zur Reduktion fossiler Emissionen im landwirtschaftlichen Betrieb geleistet. Weitere Umrüstungen im Maschinenpark sind vorgesehen.