Mit der Kuh auf "Du und Du"
Unsere Milchviehherde besteht derzeit aus zirka 140 Tieren. Neben der Funktion als "Lehrherde" für berufliche Ausbildung werden auch verschiedene Versuchsfragen und Erprobungen angestellt.
Im Einzelnen sind dies Fragestellungen zu verschiedenen Aufstallungsformen hinsichtlich Kuhkomfort und Tierwohl, Melktechnik mit Einsatz digitaler Tiergesundheitsüberwachung, Zucht auf genetische Hornlosigkeit sowie Versuchsfragen zur Futtereffizienz. Unsere Kuhherde ist in die Versuchsfragen zum Programm der LfL „Digi-Milch“ integriert. Das Projekt DigiMilch prüft die Eignung der einsetzbaren digitalen Technik in der Milchkuhhaltung und erfasst die Einsatzerfahrungen der Landwirte.
Eine DLG-Tierwohl-Zertifizierung stellt sicher, dass Lebensmittel unter tierwohlgerechten Bedingungen hergestellt werden. Unter anderem fallen Haltung, Fütterung und Gesundheitsvorsorge zu den Kriterien. Das Tierwohl-Label kann in den vier Stufen Basis(*), Bronze(**), Silber (***) und Gold (****) vergeben werden.
Das Staatsgut Almesbach ist stolz darauf, für seine Melkstandherde das Label Silber und für seine Roboterherde das Label Gold vorweisen zu können. In der PDF-datei finden Sie die konkreten Vorgaben und Werte, wie sie am Staatsgut Almesbach vorzufinden sind.
Im Rinderstall sind unter anderem für die Ausbildung eine Vielzahl an Sensoren eingebaut, welche den Gesundheitsstatus der Tiere erfassen. Zudem sind wiederkehrende Dokumentationen zu Reproduktion und Gesundheit der Tiere zu notieren. Alle Eingaben zum Einzeltier erfolgen ins Herdenmanagementprogramm HerdePlus. Durch die geschaffenen Technikkopplungen werden die Angaben zur Kuh zu den einzelnen Sensorsystemen synchronisiert.
So liefern der Melkroboter und der Melkstand die Milchmenge von jeder einzelnen Kuh ins Programm HerdePlus. Darüber hinaus übermittelt der Melkroboter zusätzlich Fett-, Eiweißgehalt und Zellzahl der Milch. Im Melkstand ist auf einer Austriebseite eine BCS-Kamera installiert, welche Daten zur Körperkondition der Kühe sammelt. Aktivitäts-, Fress-, Wiederkauverhalten und inaktive Zeit der Kühe sammelt das Brunsterkennungssystem Velos von Nedap und übersendet die Daten ebenfalls an HerdePlus. Besamungen, Klauenpflegedaten und Behandlungen der Tiere werden im Herdenmanagementprogramm erfasst und zu den Programmen der Sensorsysteme synchronisiert. Zudem werden zugleich Meldungen an den LKV generiert. Ebenso werden neu geborene Kälber im Programm erfasst und dokumentiert und eine Geburtsmeldung bei der Hit-Datenbank generiert.
Die gesammelten Daten dienen der Qualitätssicherung und Überwachung der Tiergesundheit. Zudem unterstützen die einzelnen Systeme durch Hinweismeldungen bei der täglichen Gesundheitskontrolle der Tiere.
Für ein angenehmes und an den Bedarf der Kühe angepasstes Klima im Stall sorgen 12 Ventilatoren. Die Steuerung dieser Ventilatoren erfolgt nach THI (Temperatur-Luftfeuchtigkeits-Index). Darüber hinaus sind die Curtains an den Längsseiten des Milchviehstalls steuerbar. Die Öffnungsweite der Curtains ist jederzeit an die Wind- und Witterungsverhältnisse anpassbar.
Der Liegeboxenlaufstall besteht aus verschiedenen Funktionsbereichen, zwischen denen die Kühe frei wählen und sich darin aufhalten können.
Ration wird ständig angepasst, d.h. erst mit speziellen Futterberechnungsprogrammen errechnet und dann den Tieren milchleistungsbezogen angeboten.
Anhand von verschiedenen Daten, wie z.B. Milchinhaltsstoffe, Wiederkauaktivität, Futteraufnahme, Kotkonsistenz und natürlich dem Auge des Tierhalters wird eine Futterration zusammengestellt, welche optimal auf die Ansprüche der Milchkuh angepasst ist.
Dabei steht auch stets die Gesundheit der Tiere im Vordergrund.
Hinter dem Lüftungskonzept aus Curtains (Windschutzsysteme für Ställe) und Lüftern direkt über den Liegeboxen montiert steckt der sog. THI.
Der Temperatur- Luftfeuchtigkeits- Index (THI) berechnet sich aus der aktuellen Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit.
Seit einiger Zeit sind am Staatsgut Almesbach die Kälberiglus im Kälberstall 2 verschwunden - ersetzt durch ein modernes Haltungsystem, welches zahlreiche Vorteile verspricht.
Ursprünglich war nur der nebenan gelegene Kälberstall 1 für die Gruppenhaltung ab einem Alter von 14 Tagen - obwohl Gruppenhaltung für die Tiere auch schon vorher von Vorteil ist. Der Kälberstall 2, den die Tiere direkt nach der Geburt beziehen, kann nun beides: Einzelhaltung und Gruppenhaltung. Möglich macht es ein System von grünen Trennwänden, denen die Iglus weichen mussten. Diese Trennwände ermöglichen es, Tiere zu Beginn oder bei Krankheit einzeln zu halten, jedoch auch Boxen "zusammenzuschließen" durch das Entfernen der entsprechenden Trennwände.
Durch den Einbau des neuen Systems konnten sehr gute zunahmen bei den Kälbern erzielt werden, Tiergesundheit gefördert und Arbeitszeit durch effizientere Arbeitsabläufe deutlich eingespart werden. Ein Besonderer Bonus ist die Verringerung von Stress bei den Tieren. Wenn sie in den Kälberstall 1 zur regulären Gruppenhaltung überführt werden, sind sie diese Haltungsform bereits gewohnt.