Das Gestüt heute

Schwaiganger ist eines der insgesamt vier noch existierenden Hauptgestüte (Gestüte mit eigener Stutenherde und Nachzucht) und eines der zehn Landgestüte (Hengsthaltung = Hengstdepot) in Deutschland. Ähnlich wie das Baden-Württembergische Marbach unterscheidet sich Schwaiganger hinsichtlich seines Charakters relativ deutlich von den anderen Gestüten weiter im Norden der Republik. Entsprechend seiner Lage und der Tradition der Bayerischen Pferdezucht, gehen von Schwaiganger nicht nur Impulse für die Zucht des Warmblutpferdes, sondern auch des Haflingers und insbesondere des Süddeutschen Kaltblutpferdes aus.

Seit 2020 ist das Staatsgut Schwaiganger als Bildungszentrum für Pferdehaltung und Reiten in die Bayerischen Staatsgüter integriert. Das Haupt- und Landgestüt wurde vom reinen Gestütsbetrieb zu einem umfassenden Dienstleistungs- und Fachzentrum für Pferde weiterentwickelt. Das vorhandene Angebot an Lehrgängen, Aus- und Fortbildung sowie die Forschungsarbeit wird stets erweitert.
Das Gestüt umfasst insgesamt 860 ha. Davon sind 460 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche und 310 ha Wald. Schwaiganger liegt etwa 70 km südlich von München auf beinahe 700 m ü. NN am Fuße des Heimgartens, umgeben von Staffel-, Kochel- und Riegsee.

Derzeit sind rund 40 Personen im Gestüt beschäftigt, außerdem stehen 8 Ausbildungsstellen zur Verfügung.
Quintana Roo Stand eigenes BildZoombild vorhanden

Foto: HLG Schwaiganger

Trotz der organisatorischen Umstrukturierungen und Reformen besteht nach wie vor die Aufgabe des Landgestüts in der Bereitstellung von Hengsten für die Landespferdezucht und dies zu möglichst günstigen Bedingungen.
So stehen die Hengste, die sog. Landbeschäler, in der Decksaison von Februar bis Juli den Züchtern zur Belegung (Bedeckung bzw. Besamung) Ihrer Stuten zur Verfügung.
Stute mit Fohlen auf der Weide 2Zoombild vorhanden

Stute mit Fohlen

Ziel Schwaigangers ist die stete Verbesserung des Pferdes selbst, aber auch der Haltung und des Umganges mit dem Pferd. Darüber hinaus sind wir bestrebt, den Besuchern Schwaigangers den Wert des Pferdes für den Menschen näher zu bringen, auch nach seiner Verwendung über Jahrtausende in unzähligen Kriegen und als Helfer des Menschen im Gespann sowie neben seiner sportlichen Verwendung heute. Gleichzeitig versuchen wir mit unserer Arbeit die Erhaltenswürdigkeit eines Haupt- und Landgestütes Schwaiganger- eines lebenden Kulturgutes- auch in der heutigen Zeit zu untermauern.
Der Frühling und der Frühsommer ist auch die Zeit der Abfohlungen im Hauptgestüt. Etwa 40 Fohlen werden jedes Jahr erwartet, die dann ab Mai mit Beginn der Weidesaison mit ihren Müttern auf die großen Weiden Schwaigangers dürfen. Den Herdengrößen entsprechend gehen die Kaltblüter und Haflinger meist zusammen und das Warmblut getrennt alleine auf die Weide. Im Herbst werden die Fohlen schließlich von ihren Müttern getrennt bzw. abgesetzt.
Zu den eigenen Fohlen kommen dann noch Zugekaufte hinzu. Danach werden die Fohlen nach Geschlecht getrennt und wachsen die nächsten zwei bis drei Jahre auf der Weide in ihren Herden auf.
Zweieinhalbjährig werden aus der Hengstherde die Anwärter für die Zuchtzulassung, die sogenannte Körung, selektiert. Bei den Stuten wird normalerweise erst dreijährig entschieden, ob sie in die Zucht genommen werden oder nicht. Die Selektion der Pferde richtet sich nach den vom Zuchtverband vorgegebenen Zuchtzielen der einzelnen Rassen.
So wünscht man sich in der Warmblutzucht ein Reitpferd elegant und leichtrittig mit taktreinen, raumgreifenden und schwungvollen Bewegungen sowie einem guten Sprung. Das Kaltblutpferd soll kalibrig und tiefrumpfig sein und mit einem großen, fleißigen Schritt und einem schwungvollen Trab ausgestattet und damit für den schweren Zug aber auch das Gespannfahren geeignet sein.
In der Haflingerzucht wird ein edles, genügsames, fuchsfarbenes Kleinpferd mit heller Mähne und hellem Schweif möglichst ohne Beinabzeichen angestrebt, welches sich zum Reiten und Fahren für Erwachsene und Jugendliche eignet. Rasseübergreifend sollen die Pferde harmonisch formiert, gutmütig und leistungsbereit und mit korrekt gestellten, trockenen Beinen und einem soliden Huf ausgestattet sein. Wichtig für den späteren Wert des Pferdes ist auch die Eigenleistung, wie zum Beispiel, Leistungs- bzw. Veranlagungstest sowie Erfolge in Turnieren. Pferde, die nicht als Zuchtpferde Verwendung finden, werden angeritten oder eingefahren und anschließend zum Verkauf angeboten. Hier hat Schwaiganger immer eine große Auswahl an Verkaufspferden. Natürlich werden zum Teil auch Zuchtpferde verkauft.
Murnau-Werdenfelser auf der WeideZoombild vorhanden

Foto: HLG Schwaiganger

Schwaiganger beheimatet nicht nur Pferde sondern auch Schafe und Rinder (Murnau- Werdenfelser). Es wird versucht, vom Aussterben bedrohte Rassen zu erhalten. Über diese können Sie unter der Rubrik "Bedrohte Tierrassen" mehr erfahren.
Außerdem finden in Schwaiganger auch Lehrgänge für Hufschmiede, Fahrkurse, Kurse im Holzrücken und Seminare rund ums Pferd statt.
Stutbuchaufnahmen, Fohlen- und Nachzuchtschauen runden das Programm ab.
Die Höhepunkte im jährlichen Veranstaltungskalender Schwaigangers sind die Hengstvorstellung im März, Turniere, Gestütsschauen im September und zum Abschluss die stimmungsvolle Herbstjagd im Oktober.