Herbstliches Kringell

Von der Viehweide zur Öko-Akademie

Die Ernennung der Öko-Akademie steht am Ende einer über hundertjährigen Entwicklung. Sie begann mit einer Viehweide und mündet in einem Bildungszentrum.

Von den Anfängen

Im Jahr 1911 gründeten Bauern aus Kringell und Hutthurm eine Weidegenossenschaft. Äcker, Wiesen und Waldparzellen von rund 100 Tagwerk wurden zusammengelegt. Der Gedanke, einen Musterbetrieb als Beispiel für Weidehaltung zu errichten, stand im Vordergrund. 1950 eröffnete der Freistaat Bayern die staatliche Viehhaltungs- und Melkerschule in dem neu errichteten Schul- und Verwaltungsgebäude. Zusammen mit dem landwirtschaftlichen Betrieb wurde von da an vor allem die Ausbildung der angehenden Betriebsleiter durch den theoretischen und praktischen Unterricht nachhaltig gefördert. Mit der Errichtung der "Akademie für ökologischen Landbau" stellt sich gut 100 Jahre nach der Gründung für Kringell eine neue Herausforderung.

Zu Entstehungsgeschichte und -umfeld der Viehhaltungs- und Melkerschule Kringell bis 1950 pdf 273 KB

Ökologische Ausrichtung

Kühe auf der Weide

Kühe auf der Weide

Das Staatsgut Kringell wirtschaftet seit 2004 in der Rinderhaltung und seit 2011 in der Schweinehaltung nach ökologischen Standards. Der landwirtschaftliche Betrieb leistet beim praktischen Einsatz von Rapsölschleppern Pionierarbeit. Er kann auf mehr als zehnjährige Erfahrungen beim Einsatz regenerativer Energien zurückgreifen und ist dabei, diesen noch deutlich zu steigern. Aufbauend auf die ökologische Erzeugung eigener, tierischer und pflanzlicher Produkte stellte das LVFZ seine Kantine bei der Außer-Haus-Verpflegung auf Ökolebensmittel um und übernimmt dabei für die Auslobung und den Einsatz ökologischer Produkte in der Ernährung für die bayerischen, staatlichen Kantinen eine Vorreiterrolle

Öko-Akademie und BioRegio 2020

BR-Team bei Dreharbeit zum Thema "Kurzrasenweide"

BR-Team bei Dreharbeit zum Thema "Kurzrasenweide"

Mit dem aufgelegten Landesprogramm BioRegio 2020 will Landwirtschaftsminister Helmut Brunner für Landwirte Anreize schaffen, in die Bioproduktion einzusteigen. Um Bildung, Beratung, Förderung, Vermarktung und Forschung im Biobereich anzukurbeln, stellt der Freistaat Bayern für die nächsten zwei Jahre zusätzliche Landesmittel zur Verfügung. In der Absicht, die Aus- und Weiterbildung zu verbessern, werden neben einer weiteren Fachschule für ökologischen Landbau in Weilheim zwei Akademien für ökologischen Landbau errichtet. Auf Grund seiner langjährigen, ökologischen Ausrichtung bot sich das Agrarzentrum Kringell als Standort für eine Öko-Akademie förmlich an.

Konzeption der Akademie

Die Öko-Akademie Kringell kann auf die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft aufbauen, ist erfolgreich in der Beruflichen Ausbildung und bringt praktische Erfahrungen aus der ökologischen Bewirtschaftung des Landwirtschaftlichen Lehrbetriebes in ihr Bildungsangebot ein. In Zusammenarbeit mit den Ökoverbänden, Erzeugerringen und Fachzentren für ökologischen Landbau werden Entscheidungshilfen für Umstellungsinteressenten angeboten. Ökologisch wirtschaftende Betriebsleiter oder Unternehmer ohne Berufsausbildung führt man zu diesem Berufsabschluss. Ein qualifiziertes Angebot für die Weiterbildung wird bereit gehalten. Schnuppertage, Praktikertage, Fachtagungen sowie Fortbildungen für Berater und Diskussionsforen für Erzeuger, Vermarkter und Verbraucher runden das Bildungsspektrum ab.

Bildungsprogramm Landwirt mit Schwerpunkt ökologische Erzeugung (Öko-BiLa)

Angebote für Umstellungsinteressenten

In einem Wochenseminar werden die Teilnehmer in den ökologischen Landbau eingeführt. Die Themenbereiche Leben und Denken in Kreisläufen, Pflanze, Tier und Mensch, Zertifizierung, Qualitätssicherung, der Biomarkt und seine Anforderungen, Wirtschaftlichkeit und Förderung in der ökologischen Tierhaltung beleuchtet man ausgiebig. Exkursionen zu praktischen Beispielen aus dem ökologischen Landbau, aus der ökologischen Milchvieh- und Schweinehaltung sollen die Entscheidungsfindung unterstützen. Die Unterbringung erfolgt im eigenen Internat. Speisen und Getränken kommen aus der eigenen regionalen, ökologischen Küche.

Wie werde ich Öko-Landwirt? - Seminar für Umstellungsinteressenten

Angebote zur Berufsbildung

Die Öko-Akademie Kringell nahm im Oktober 2013 den Ausbildungsbetrieb auf. Sie bereitet die Interessenten, Betriebsleiter von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben aus ganz Bayern, auf die Leitung eines landwirtschaftlichen Betriebes vor, der bereits ökologisch wirtschaftet oder auf ökologische Wirtschaftsweise umstellen will. Durch den modularen Aufbau des Kursangebotes können die Teilnehmer nach betrieblichen und individuellen Neigungen die Inhalte auswählen. Der Schwerpunkt der Berufsausbildung liegt wahlweise im Bereich der ökologischen Milchvieh- oder Schweinehaltung, in der ökologischen Grünlandbewirtschaftung oder im ökologischen Ackerfutterbau. An den Praxistagen erfolgt die Schulung in den ökologischen Netzwerkbetrieben. Fachkräfte aus den Öko-Verbänden, den Fachzentren und Mitarbeiter am LFVZ Kringell begleiten die Ausbildungsabschnitte. Die Bildungsmodule sind aufeinander abgestimmt. Sie umfassen insgesamt 250 Unterrichtsstunden und erstrecken sich über eine Laufzeit von zwei Jahren. Ein wichtiger Baustein der Akademie ist u.a. die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung zum Landwirt im Zweitberuf für Nebenerwerbslandwirte bzw. angehende Landwirte mit einer außerlandwirtschaftlichen Ausbildung. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Praxiszeiten erfolgt damit die Zulassung zur Abschlussprüfung.

Bildungsprogramm Landwirt mit Schwerpunkt ökologische Erzeugung (Öko-BiLa)

BVN-Stier "Solaris PP", 10/170845 wird gewogen

BVN-Stier "Solaris PP", 10/170845 wird gewogen

Immer interessant: Seminare zu praktischen Themen
In Wochen- und Tagesseminaren wird eine breite Palette an Fachthemen angeboten. Sie orientieren sich an deren Aktualität und werden laufend fortgeschrieben. Dazu gehören Öko-Rind Spezial, Öko-Schwein Spezial, Öko-Biene, Öko-Fisch, Öko-Geflügel, Öko-Schafe/Ziege/Damwild, Öko Küche, Öko Heil- und Gewürzkräuter, Öko Streuobst, Naturnahe Waldwirtschaft sowie Biodiversität und Naturschutz.
Nach einer grundlegenden Einführung in die Thematik wird großer Wert auf die Einbindung praktischer Beispiele gelegt. Exkursionen zu Beispielsbetrieben vertiefen den Lernerfolg.

Fortbildungsmodule zu Spezialthemen im ökologischen Landbau für Praktiker

Angebote zur Allgemeinbildung

Umgang mit Tieren

Umgang mit Rindern

Immer wichtig: Information auf Praktikertagen
Zur Vorstellung der Bildungsangebote der Öko-Akademie sind zwei Schnuppertage, einer im Frühjahr, einer im Herbst, geplant. Praktiker Tage "Öko-Rind" und "Öko-Schwein" sollen fester Bestandteil des Jahresprogrammes werden. In "Kringeller Gesprächen" wird beabsichtigt, Erzeuger, Verarbeiter und Verbraucher von ökologischen Produkten an einen Tisch zu bringen. Prädestiniert ist Kringell als Standort der Akademie für die Lehrerfortbildung und die Fortbildung der "Öko-Berater".

Eröffnung

Staatsminister Brunner übergibt Öko-Akademie-Schild an den Akademieleiter J. Blöchinger.

Staatsminister Brunner übergibt Öko-Akademie-Schild an den Akademieleiter Johann Blöchinger.

Festakt anlässlich der Ernennung zur Öko-Akademie
"Willkommen im Ökoparadies" – dass Landwirtschaftsminister Helmut Brunner vom Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für ökologischen Landbau und Tierhaltung begeistert ist, wurde bei der Eröffnung der ersten "Akademie für ökologischen Landbau" am 19. August 2013 deutlich. Wenn die bayernweit erste derartige Akademie in Kringell eröffnet wurde, kam das nicht von ungefähr: Beginnend vor zwölf Jahren stellte das LVFZ Kringell seinen Betrieb auf ökologische Wirtschaftsweise um. Und längst wird Öko-Landbau nicht nur in der Theorie vermittelt, sondern auch in der Praxis gelebt: regenerative Energien etwa kommen beim Einsatz von Rapsöl-Schleppern zum Tragen, die Kantine ist jetzt auch auf ökologische und regionale Verpflegung umgestellt. "Kringell ist Markenzeichen, Aushängeschild und Vorreiter im ökologischen Landbau", so der Minister.