Staatsgut Almesbach
Geschichte

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Almesbach - Geschichtlicher Überblick

Vermutlich schon im Rahmen der großen Rodungsperiode um das Jahr 1000 herum entstand in der Nähe des heutigen Anwesens eine kleine Siedlung, zu der es zwei Namensdeutungen gibt: Albrechtsdorf und Albersdorf, später auch Albenbach oder Albersbach. Albrechtsdorf deutet dabei auf einen siedelnden oder rodenden Bauern oder Grundherrn hin. Die wahrscheinlichere Deutung scheint aber der Zusammenhang mit der Albe zu sein. Albe ist der ursprüngliche Ausdruck für die Pappel und diese scheint demzufolge auch schon zur damaligen Zeit (wie auch heute noch) als ihr Erbauer, der 1562 aus Sulzbach zugezogene Churfürstliche Landschreiber Jacob Pühler, gest. 1582, wegen der Viehhaltung auf seiner „Neuen Mühle“ (im Baugebiet nördlich der Vohenstraußer Straße gibt es heute eine Straße „Zur Neumühle“) mit den „Vierern“ (war damals eine Kommission für Grundstücksstreitigkeiten) in Konflikt geriet. In Kirchenbüchern wird der Ort 1594 als „Lumpenmühl“ bezeichnet, was dann auch die umgangssprachliche Bezeichnung („Lumpersmühl“) für diese Mühle war. Da eine Papiermühle (Papier wurde damals aus Lumpen den Bachlauf des Alben- oder Alberbachs in großer Zahl gesäumt zu haben. Die vor dem Internatsgebäude stehende Königspappel erinnert noch heute an den Ursprung dieser Namensvariante. Aus dieser Variante entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte der Name Almesbach.

Holzwachs und Wismath

Die erste urkundliche Erwähnung eines Hofes „im Albersbach“ lässt sich in den Weidener Stadtbüchern im Jahre 1408 feststellen. In den Kriegswirren der folgenden Jahrzehnte (Hussitenkrieg, Bayerischer Erbfolgekrieg usw.) ging der Hof aber vermutlich wieder zugrunde. Im Jahre 1578 wird in den Ratsprotokollen erstmals eine Mühle in Albersbach erwähnt, und Hadern, also alten Lappen, hergestellt) urkundlich nicht nachweisbar ist, könnte der Name auch auf eine kleine, also „lumperte“ Mühle (mit geringem Grundbesitz und nur einem Mahlwerk) hinweisen. 1582 wurde die Mühle mit zwei Tagwerk Holzwachs und Wismath“ (= Wald und zu mähende Wiesen) auf 500 Gulden geschätzt. Ein großer und ein kleiner Stauweiher (heutige Talwiese und Rinderstallbereich) sorgten für das notwendige Wasser.
Das Anwesen blieb während der folgenden Jahrzehnte im Familienbesitz: Zuerst erbte der Sohn des Jacob Pühler, nämlich Georg Günther Pühler (geb. 1571) die Mühle, verkaufte diese 1619 an seinen Bruder Christoff Hercules Pühler (geb. 1574) und dieser wiederum vererbte sie 1637 an seinen Sohn Johann Christoff Pühler. Dieser 1606 geborene und 1674 gestorbene Mann wurde später geadelt und trug den vollen Titel: Johann Christoff von Pühel auf Döhlau, Burghaig, Utzdorf, Laineck, Brandenburgerischer Geheimer Rat, Consistorialpräsident, Lehensprobst.

Die oedte Mühle

Bewirtschaftet wurde das Anwesen von Pächtern, zuletzt von einem Johann Mulzer. Eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die Mühle im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) zerstört wurde und nur mehr Bettlern und entwurzelten Soldaten als Quartier diente. Die Landwirtschaft erholte sich in dieser Zeit nur sehr langsam von den Folgen des Krieges, weshalb Mulzer Almesbach bald wieder verließ. Die Mühle bzw. das, was davon übrig und nur notdürftig erhalten war, stand daher zum Verkauf an.
Der Stadtschreiber von Weiden, Hans Georg Alexander Pfannenstiel, erwarb das Anwesen im Jahre 1670. Erneut dem Verfall preisgegeben, ging die Mühle schon 1673 wieder in das Eigentum ihres einstigen Pächters über. Johann Mulzer besann sich, kehrte zurück und erwarb „die oedte Mühle, auch weyher und wiesen sambt darzu gehörigen Veldt an drei ackerleln ... umb 255 Gulden sambt 6 Reichsthaler alssbald bezahlten Leykauff...“. Der Mühle wurde neues Leben eingeflößt. Sie wurde wieder aufgebaut und der Betrieb durch einen enormen Zuwachs an Bodenflächen vergrößert. 1694 übernahm der Sohn Hans Peter Mulzer (geb. 1674, gest. 1732) das Anwesen für 800 Gulden.
1732 folgte dessen Sohn Johann Georg Mulzer (geb. 1702, gest. 1758). In diesem Jahr war der Betrieb bereits zu stattlicher Größe angewachsen: Man hielt ein Pferd, zehn Ochsen, vier Kälber, vier Kühe, zwei Geißböcke, eine Geiß, drei Schweine und weiteres Kleinvieh.
Im Jahre 1773 erwarb Josef Fiedler (geb. 1746, gest. 1800), Ehemann einer Mulzer-Tochter und selbst Müller, nach dem Tode seiner verwitweten Schwiegermutter Anna Kunigunde Mulzer das Anwesen für 3800 Gulden. Er erneuerte das Wohnhaus (1780) und die Mühle.
1805 übernahm Fiedlers Sohn Franz Josef Fiedler (geb. 1779, gest. 1836) den Besitz um 7200 Gulden. Im Jahre 1828 ist folgender Viehbestand vorhanden: Drei Pferde, zwölf Ochsen, sechs Kühe, 23 Jungrinder, 65 Altschafe, 21 Lämmer und 15 Schweine. Drei Knechte und zwei Mägde arbeiteten zu dieser Zeit im Betrieb.

Ein bemerkenswerter Spross

Der mit Abstand bemerkenswerteste Spross der Familie sollte jedoch Joseph Fiedler (geb. 1816, gest. 1909) sein, der 1840 nach dem Tod des Vaters die Mühle für 10.000 Gulden übernehmen musste, obwohl er ursprünglich als Kaufmann ausgebildet worden war. Nach dem Tod seiner ersten Frau verließ er von 1842 - 1845 Weiden für drei Jahre und verpachtete das Anwesen an Josef Weig aus Waldthurn. Danach zog Fiedler wieder nach Weiden und erwies sich als äußerst rastlose Persönlichkeit, die an vielfältigen Unternehmungen beteiligt war. Er bewirtschaftete den Betrieb selbst und erweiterte ihn um eine kleine Ziegelei und eine Karpfenzucht. Daneben wurde er 1855 Leiter der Sparanstalt (heute Stadtsparkasse), war Inhaber vieler Ehrenämter (z.B. im Vorstand der Landwirtschaftlichen Winterschule und Direktoriumsmitglied im Steinkohle-Bergbau-Verein) und gründete eine wohltätige Hilfskasse. Hausname der Mühle war in jener Zeit „Fiedl-Mühle“, was in seinem ursprünglichen Sinn
beim Mühlespiel ja bekanntlich eine sehr vorteilhafte Stellung (Zwickmühle) bedeutet, die sicheren Gewinn verspricht. Fiedler war zwar eine anerkannte Persönlichkeit seiner Zeit und wurde auch noch zum Bürgermeister von Weiden gewählt, aber sein Wohlstand und sein Sozialprestige stießen bei seinen Zeitgenossen auch auf Neid und Anfeindung. So verließ er 1880 Weiden, nachdem er die Mühle und den Ziegeleibetrieb schon 1878 an die Braumeisterswitwe Kunigunde Gnahn aus Kiel für 62.000 Mark verkauft hatte.

Ende der Müllertradition

Dieser ging es aber weniger um den Betrieb als vielmehr darum, dass ihr gemütskranker Sohn Konrad in der ländlichen Idylle und Abgeschiedenheit wieder genesen sollte. Aber auch die Almesbacher Umgebung brachte keine Besserung und so musste er 1881 in die Kreisirrenanstalt Bayreuth eingeliefert werden. Das Anwesen stand jetzt nach vielen Jahren des Aufschwungs zum wiederholten Male vor einem ungewissen Schicksal und wartete auf einen neuen Eigentümer. Da sich lange Zeit kein neuer Käufer fand, verfiel es zusehends. Erst nach 20 Jahren erwarb schließlich am 9. September 1901 der „Zuchtverband für das Bayerische Rotvieh“ in Weiden das damals 110 Tagwerk große Areal für 61.000 Mark (51.000 Mark für die Immobilien und 10.000 Mark für das bewegliche Inventar). Da die Grundstücke in denkbar schlechtem Kulturzustand waren, schien der Preis reichlich hoch. Aber schon damals zeigte sich die altbekannte Tatsache, dass sofort höhere Preise verlangt werden, wenn sich die „öffentliche Hand“ für ein Objekt interessiert.
Die Mühle, die Ziegelei und der Stauweiher wurden stillgelegt. Die jahrhundertelange Müllertradition war zu Ende. Auch wenn der ursprüngliche Zweck des Hofkaufs in erster Linie die Erhaltung und Förderung des alten Landschlags des bayerischen Rotviehs war, wurde mit diesem Erwerb das Tor für einen damals neuen und bis heute kontinuierlich fortentwickelten Sinn und Zweck Almesbachs weit aufgestoßen: Die landwirtschaftliche
Aus-und Fortbildung.

Erste Viehhaltungs- und Melkkurse

Am Anfang stand zwar noch die Rotviehzucht im Vordergrund, doch nach und nach verlagerte sich der Aufgabenschwerpunkt in diese Richtung. Die durch züchterische Maßnahmen bedingten Erfolge in der Tierhaltung, welche in der Öffentlichkeit die allmähliche Umbenennung der „Lumpersmühle“ in den „Zuchthof“ bewirkten, nahm der damalige Zuchtinspektor Hans Stautner zum Anlass, die in Almesbach angewandten Methoden auf dem Gebiet der Kälberaufzucht in praktischen Lehrgängen zu zeigen. Weil gleichzeitig das sachgemäße Melken nach der Allgäuer Melkmethode vorgestellt werden sollte, kam dann im Jahre 1905 die große Premiere: Zum ersten Mal wurde im damaligen deutschen Kaiserreich ein Viehhaltungs- und Melkkurs an einer stationären Einrichtung durchgeführt. Zuvor waren Wandermelklehrer vor Ort für die Melkausbildung zuständig gewesen. Für diesen Kurs verpflichtete man den ersten Melklehrer Bayerns, den Allgäuer Michael Eß. Dieser hielt im Laufe der Jahre noch viele Melkkurse in Almesbach ab, weil er, wie er sagte, nirgendwo sonst so aufmerksame und dankbare Kursteilnehmer fand.
Nach dem Ableben von „Vater Eß“, wie er genannt wurde, wirkten Melklehrer vom Landeskontrollverband in Almesbach (die Herren Streicher, Achthaler, Dohrer, Schmucker und Baldauf), dann wurden die jeweiligen Melklehrer von den Tierzuchtämtern Weiden und Regensburg abgestellt. Erst Ende 1942 erhielt Almesbach einen eigenen Melklehrer. Nach Weggang des Zuchtinspektors Stautner am 01.04.1907 wurde die Idee der Viehhaltungskurse trotz größter Schwierigkeiten weiter gepflegt und vorwärts getrieben. Das Tierzuchtamt Weiden unter den Herren Dr. Guth, Dr. Probst, Dr. Eberwein und Dr. Bendel war dabei federführend. Am 01.01.1909 trat Alois Ferstl, seit 1.5.1907 in Almesbach beschäftigt, seinen Dienst als Gutsverwalter an, den er bis 1952 ausübte.

Unterricht im Wohnzimmer

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Melkkurs in Almesbach 1949 mit Melklehrer Rudolf Ferstl (links)

Dass die Almesbacher Lehrgänge in den folgenden Jahren nicht der breiten Masse des bäuerlichen Nachwuchses zugute kamen, sondern den Sprösslingen aus Züchterkreisen vorbehalten blieben, war vor allem den damals unzureichenden äußeren Bedingungen zuzuschreiben: Es fehlte an der notwendigen Anzahl von Kühen (die zum Melken notwendigen Kühe wurden von einem Viehhändler entliehen) und es war kein Schul- und Internatsgebäude vorhanden. Daher musste die Kursteilnehmerzahl begrenzt bleiben. Es waren schwierige, heute kaum mehr vorstellbare Bedingungen zu meistern, denn mangels ausreichender Unterkünfte mussten die Dienstboten ihre Betten für die Lehrgangsteilnehmer räumen und sich für die Zeit des Kurses auf dem Heuboden einquartieren. Der theoretische Unterricht fand im Wohnzimmer des Verwalters Alois Ferstl statt. Erst im Jahre 1919 wurde ein eigener Schlaf- und Lehrraum erstellt. Zu dieser Zeit wurde auch erstmals ein Zuchtwartkurs als erster seiner Art in Bayern abgehalten. Trotz dieser räumlichen Probleme ergab sich eine erfreuliche Bilanz: Die Resonanz auf die Kurse in Almesbach war von Anfang an positiv - der gute Ruf Almesbachs auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Weiterbildung war geboren.

Erstmals in staatlicher Hand

Im Ersten Weltkrieg mussten vom Zuchtverband große Mengen von Schlachtvieh zur Verpflegung der Soldaten verkauft werden. Mit den erheblichen Einnahmen, die auf diesem Weg in die Verbandskasse flossen, konnte Grund zugekauft und die Bodenfläche verdoppelt werden. Um brauchbare Weiden und Äcker zu erhalten, wurden auf dem neu erworbenen Gelände umfangreiche Rodungsarbeiten durchgeführt. Sumpfiges Gelände wurde mittels aufwändiger Bodendrainagen urbar gemacht. Neue Stallungen für Rinder und Schweine wurden gebaut (der 1927 erbaute Kuhstall ist heute noch in Betrieb). 1924 wurde der Schlaf und Lehrraum vergrößert, die Zahl der Kursteilnehmer konnte von zuvor höchstens 15 auf 20 bis 25 erhöht werden.
1929 entstand in Almesbach der erste Geflügelhof der nördlichen Oberpfalz, der bis zum 30. Juni 1971 in Betrieb war. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde 1936 der Rotviehzuchtverband in den Reichsnährstand integriert, wobei gleichzeitig sein gesamter Grundbesitz mit überging. Almesbach war damit erstmals in staatlicher Hand. Der Verbandshof Almesbach wurde ganz auf Fleckviehzucht umgestellt. Durch den Übergang in den Besitz des Reichsnährstandes wurde Almesbach dem Tierzuchtamt Weiden entzogen, welches bisher die Kurseinberufung und -leitung innehatte.
Nach dieser Trennung lag das nun in den Händen des Oberverwalters Ferstl. Im Jahr 1936 kam die erste, allerdings noch unhandliche und schwer zu reinigende Melkmaschine in Almesbach zum Einsatz. Es wurde stets großer Wert auf die Abhaltung der Viehhaltungs- und Melkkurse gelegt und diese Kurse, die meist in den Wintermonaten stattfanden, wurden auch noch während des Zweiten Weltkriegs durchgeführt. Weil aber trotz der in den Zwanziger Jahren geschaffenen Einrichtungen für den Kursbetrieb die Aus- und Unterbringungsmöglichkeiten unzulänglich blieben (wiederholt wurde über Erkältungskrankheiten geklagt, weil der Weg zwischen den Schlaf- und Waschräumen über den Hof führte), keimte der Gedanke an einen Neubau der Schule.

Kursbetrieb 1946 wieder aufgenommen

Im Jahre 1941 kam eine Kommission aus Berlin, um den Neubau in die Wege zu leiten. Da aber der dafür vorgesehene Grundstückszukauf während der Verhandlungen nicht getätigt werden konnte, entwickelte der Reichsnährstand den Plan, die Viehhaltungs- und Melkerschule auf den eigens zu diesem Zweck gekauften Sitzenhof bei Schwandorf zu verlegen. Almesbach war in seiner Existenz bedroht. Zur Verlegung kam es dann aber nicht mehr. Im Gegenteil wurden in Almesbach bis kurz vor dem Kriegsende die Kurse weiter durchgeführt. Und schon im Dezember 1945, als in Bayern noch niemand daran dachte, die Viehhaltungskurse wieder aufleben zu lassen, fand in Almesbach wieder ein Zuchtwartkurs statt. Der regelmäßige Kursbetrieb wurde dann im Frühjahr 1946 wieder aufgenommen. Dem Einsatz und der weitsichtigen Denkweise des damaligen Staatsministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Dr. Alois Schlögl, verdankt Almesbach seinen Fortbestand.
Nachdem der Zuchtverband in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, erwarb der Freistaat Bayern den Verbandshof am 27. Juli 1949 und stellte aus Marshallplan-Geldern die Mittel für einen Neubau der Schule bereit. Bereits am 7. August 1949 fand die Grundsteinlegung durch Dr. Schlögl statt. Ein tiefgreifender Wandel hatte sich 1949 vollzogen und das neu entstehende Schulgebäude war ein sichtbares Zeichen dafür. Almesbach war nun ein staatliches Gut mit angeschlossener Viehhaltungs- und Melkerschule. Die Arbeiten am neuen Gebäude waren bald abgeschlossen und am 27. August 1950 fand vor unzähligen Gästen die Einweihung statt. Die ersten 50 Jahre in der neueren Geschichte Almesbachs als Ausbildungseinrichtung waren damit fast vorbei. Die Schule hatte sich gut entwickelt, 5.700 junge Leute wurden hier zwischen 1905 und 1950 im richtigen Umgang mit Tieren ausgebildet.

Die Baumaßnahmen sollten nicht abreißen

  • 1959 : Bau eines neuen Schweinestalls
  • 1960 : Neubau von Gerätehalle, Schleppergaragen und Getreidesilos
  • 1965 : Neubau des durch Brand zerstörten Jungviehstalls
  • 1966 : Neubau des Verwalterwohnhauses (das bisherige 186 Jahre alte Gutshaus wurde 1965 abgebrochen)
  • 1982 : Einweihung der umfangreichen Neubauten (Verwaltungsgebäude, Lehrsaal, Demonstrationshalle, Lehrwerkstatt, neues Internat)
  • 1997 : Neubau einer Maschinenhalle
  • 1998 : Neubau eines Jungeberstalles
  • 1999 : Neubau eines Abferkel- und Aufzuchtstalls
  • 2001: Umbau des Stalles für tragende Sauen
Durch die verschiedenen Baumaßnahmen seit 1950 konnte die Ausbildung intensiviert werden, die Schülerzahlen stiegen enorm und aufgrund der baulichen und technischen Gegebenheiten konnte die praktische Ausbildung immer mit den neuesten landwirtschaftlich technischen Entwicklungen Schritt halten. Zu erwähnen bleibt noch, dass zum 1. Januar 1969 das Staatliche Versuchsgut Pfrentsch von der Bodenkulturstelle Nordostbayern an die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Almesbach angegliedert wurde. Die Milchkuhherde brachte man nach Almesbach, im Gegenzug zieht man das Jungvieh in Pfrentsch auf. Dadurch konnte die Kuhzahl in Almesbach deutlich gesteigert werden. Mit Wirkung vom 1. Mai 1992 wurde die Staatliche Höhere Landbauschule Weiden-Almesbach errichtet, welche im Herbst des gleichen Jahres ihren Schulbetrieb aufnahm.

Almesbach als Ausbildungsstätte (1905 – 1950)

Lee Lacocca
Streng Dich an!
Versuche soviel Ausbildung wie möglich zu bekommen,
und dann um Himmels willen,
tu etwas!
Nachdem 1901 Almesbach als Zuchthof vom Rotviehzuchtverband angekauft wurde, stellte die Zuchtleitung unter Zuchtinspektor Stautner bald fest, das die Kenntnisse über Kälberaufzucht, Fütterung und Haltung sowie das Melken von Kühen bisweilen sehr im Argen lagen. Im Jahr 1905 wurde daher der erste Melkkurs im damaligen Kaiserreich an einer staatlichen oder berufsständischen Einrichtung abgehalten. Allerdings bedurfte es dazu der Unterstützung des Allgäuer Melklehrers Michael Eß, der die Kursteilnehmer nach der Melkmethode der Gebr. Mader, ebenfalls aus dem Allgäu, unterwies. Bis 1910 wurden nur Töchter und Söhne sowie Dienstboten von Rotviehzüchtern zu solchen Lehrgängen zugelassen! Der Unterricht fand im Wohnzimmer des Gutsverwalters statt. Die Lehrgangsteilnehmer schliefen in den Zimmern der Dienstboten, die in dieser Zeit auf dem Heuboden nächtigen mussten. Weil die Kuhzahl in Almesbach nicht ausreichend war, nahm man sich vom Viehhändler Engelmann aus Weiden noch Kühe zu leihen.

Melkkurs 1907_1908.png

Trotz dieser Widrigkeiten erfreute sich der Lehrgangsbetrieb in Almesbach eines stetig wachsenden Zuspruchs. Waren es anfangs vor allem zweiwöchige Viehhaltungs- und Melkkurse, so wurden bald Kälberaufzucht- und Schweinehaltungslehrgänge ins Programm mit aufgenommen. Raumnot und mangelnde Schlafgelegenheit fanden ab 1919 ein Ende, denn der neu errichtete Lehrraum und ein Schlafsaal im früheren „Rundbau“ verbesserten die räumlichen Verhältnisse entscheidend. Im Jahr 1928 steigerte der neu gebaute Kuhstall mit 40 Plätzen die praktischen Ausbildungsmöglichkeiten enorm. Der Lehrgangsbetrieb umfasste in den 20er Jahren etwa 10-12 Wochen pro Jahr. Im Tätigkeitsbericht der Kreisbauernkammer Oberpfalz aus dem Jahr 1930 wird berichtet, dass der „Verbandshof“ (Almesbach) sich bemühte, anregend und befruchtend auf die nähere und weitere Umgebung zu wirken. Zu diesem Zwecke wurden im Berichtsjahr 4 Viehhaltungs- und Melkkurse, je 2 für Bauernsöhne und Bauerntöchter mit insgesamt 26 bzw. 37 Teilnehmern durchgeführt. 1919 fand der erste Zuchtwartlehrgang Bayerns in Almesbach statt. Der Bedarf an ausgebildeten Zuchtwarten stieg infolge verstärkter Teilnahme fortschrittlicher Betriebe an der Milchleistungsprüfung an. Am 31. März 1930 unterzogen sich 157 Betriebe mit 1580 Kühen in der Oberpfalz der Leistungskontrolle! Nach Einführung der Pflichtmilchkontrolle im Jahr 1936 bildete Almesbach in einwöchigen Probenehmerkursen Hunderte von Milchkontrolleuren aus. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde 1936 der Rotviehzuchtverband in den Reichsnährstand übergeführt. Dadurch wurde Almesbach dem Tierzuchtamt Weiden entzogen, welches bisher die Kurseinberufung und –leitung innehatte. Nach dieser Trennung lag dies nun in den Händen von Oberverwalter Alois Ferstl. Almesbach war somit erstmals in staatlicher Hand. In den Lehrgangsstatistiken der Kriegsjahre 1939-45 sind Melkkurse für 80 Teilnehmer aus Südtirol, die die politischen Verwerfungen der damaligen Zeit in die Oberpfalz verschlagen hatte, vermerkt. Mehrere Melkkurse wurden auch für sogenannte Ostarbeiter, also Kriegsgefangene, die auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt waren, durchgeführt.

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Der Kursbetrieb lief auch während der Kriegsjahre weiter. So berichtet Rudolf Ferstl von 325 Teilnehmern in 16 Lehrgängen im Winterhalbjahr 1941/42. Die Versorgung der Teilnehmer bereitete mit der Fortdauer des Krieges zunehmend Schwierigkeiten (Lebensmittelmarken und Rationierungen). Jeder Kurs fand mit einem sog. Abschiedsabend seinen Abschluss. An diesem Brauch wurde seit Jahrzehnten festgehalten, um dem Ende eines Lehrgangs einen persönlichen Ausklang zu geben. Rudolf Ferstl kam am 31.12.1942 von seinem ersten Militär- bzw. Kriegseinsatz zurück, besuchte Anfang 1943 den Melklehrerausbildungslehrgang in Grub, den er mit der Melklehrerprüfung abschloss. Er war zu diesem Zeitpunkt mit seinen 22 Jahren der jüngste Melklehrer Bayerns. Ab März 1943 bildete Ferstl, beginnend mit 17 Südtiroler Jungbauern, viele Kursteilnehmer in den Viehhaltungs- und Melkkursen aus. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges genehmigte die örtliche Militärregierung im Dezember 1945 mit einem Zuchtwartausbildungslehrgang die Wiederaufnahme des Lehrgangswesens in Almesbach.

Von Viehhaltungs- und Melkerschule zu Lehr- und Versuchsanstalt Tierhaltung

Der Neubau der Almesbacher Schule 1950 gab der Leitung mit Herrn Tierzuchtdirektor Dr. Sprengler die Möglichkeit, das Lehrgangsprogramm deutlich auszuweiten. Einen Einblick in die damaligen Aktivitäten und Lehrgangsinhalte zeigt das abgebildete Jahresprogramm von 1952/53. Einen festen Platz im Programm hatten damals 4-wöchige Viehhaltungskurse für Jungbauern. Aber auch Berufsschullehrer, Molkereifachleute, Milchhändler, Zuchtwarte und Melklehrer sowie Klauenpfleger und Geflügelzüchter drückten in Almesbach in den 50er Jahren die Schulbank. Die erste Lehrgangsstatistik von 1952 erfasste 1117 Teilnehmer in 43 Kursen, darunter 80 Flüchtlinge und Evakuierte. Das bewährte Programm wurde in den folgenden Jahren beibehalten, wenn auch die Teilnehmerzahlen aufgrund des einsetzenden Strukturwandels und der zunehmenden Technisierung in der Landwirtschaft in den 60er Jahren auf 500 bis 600 Teilnehmer pro Jahr zurückgingen. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Kurse und Teilnehmer in Fünfjahreszeiträumen an. Weitere Nachfrage nach verschiedenen Lehr- gangsangeboten konnten erst mit Abschluss der umfangreichen Ausbaumaßnahmen der Jahre 1978/82 befriedigt werden. Dabei wuchs die verfügbare Bettenzahl im Internat von bisher 35 auf 53 an. Aber auch der neue Hörsaal mit 54 Plätzen sowie 2 teilbare Gruppenübungsräume für jeweils bis zu 20 Teilnehmer ermöglichten die deutlich verbesserte Auslastung der Almesbacher Lehranstalt. Der 1986 vorgenommene Einbau von Freizeitraum und Tagungssaal (heute HLS) im Strohlager des ehemaligen Jungviehstalles trug auch zur Steigerung der Attraktivität des Standortes Almesbach bei. Kam der Großteil der Kursteilnehmer seit Gründung der Almesbacher Einrichtung aus der Oberpfalz, so gibt es auch eine Reihe von Lehrgängen, deren Teilnehmer aus ganz Bayern und darüber hinaus anreisen. Zu nennen sind die Zuchtwart- oder Leistungsoberprüfer-Lehrgänge, die seit 1919 - mit einigen Unterbrechungen - bis jetzt bayernweit in Almesbach durchgeführt werden. Seit im Jahr 1990 am Bezirkslehrgut in Bayreuth die überbetriebliche Ausbildung in der tierischen Erzeugung eingestellt wurde, besuchen auch die Auszubildenden aus Oberfranken Grund- und Schwerpunktlehrgänge für Tierhaltung in Almesbach. Die oberfränkischen Meisteranwärter kommen schon seit 1975 zu Tierhaltungslehrgängen nach Almesbach. Mit der Öffnung der Grenzen nach Osten finden auch Landwirte aus ehemaligen Ostblockländern den Weg nach Almesbach. So konnten in den letzten Jahren Besuchergruppen aus Oberschlesien, Tschechien und Bosnien -Herzegowina zu einwöchigen Lehrgängen begrüßt werden. Auch Lehrgangsteilnehmer aus Paraguay besuchen schon seit vielen Jahren die Tierhaltungslehrgänge. Diese Teilnehmer kommen aus deutschstämmigen Familien, die vor einigen Generationen von Norddeutschland nach Paraguay ausgewandert sind und hier in Deutschland ein Auslandspraktikum absolvieren.

Lehr- und Versuchsanstalt Almesbach von 1999

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